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Die Windshofer Wallfahrt



Die Wallfahrt zur Mater dolorosa überm Wiesethgrund

Auf dem Höhenzug zwischen Windshofen und dem Charhof stand bis 1808 die Wallfahrtskapelle zur "Schmerzhaften Muttergottes überm Wiesethgrund". Auf einem Plan, der kurz vor ihrem Abbruch aufgenommen wurde, können wir noch gut ihre Größe und ihr Aussehen erkennen. Es handelte sich um eine sogenannte Chorturmkirche. Erhalten geblieben ist nur das Gnadenbild, eine spätgotische Pieta aus dem Jahr 1430 und der Flurname Kappelberg.

Bei ihrer ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1452 ist die Kapelle dem Hl. Leonhard geweiht. Die Bauspuren weisen aber ins 13./14. Jh. zurück. Der Sage nach sollte die Kapelle ursprünglich einst unten im Dorf Windshofen errichtet werden, über Nacht aber hätten Engel das Baumaterial, das auf dem Bauplatz im Tal lagerte, auf den Berg getragen, was als Fingerzeig Gottes gewertet wurde.

Andererseits erklärt sich der abgelegene Standort der Kapelle auch aus folgendem:
der wuchtige Turm der Kapelle diente als Zufluchtsort bei Kriegsgefahr (Wehrturm), sowie als Signalturm zur Übermittlung von Meldungen und Signalen nach Weinberg (Kirchturm) und zur Burg Wahrberg. Die Kapelle war als Filialkirche der Auracher Pfarrei geistiger Mittelpunkt der umliegenden Ortschaften Gindelbach, Westheim, Windshofen, Gimpertshausen, Leukersdorf, Charhof, Charmühle, Steinbach, Bittelhof, Elbleinsmühle und Schutzmühle.

Nach einer Beschreibung von 1651 hatte die Kapelle sowohl einen hochstiftisch eichstättischen als auch einen markgräflich brandenburgisch ansbachischen Heiligenpfleger. Der Kirchweihschutz oblag dem Markgrafen von Brandenburg-Ansbach. Die Kirchweih wurde am Sonntag nach Johannes (21.Juni) gefeiert.

Kurz vor der Reformation (Ende 15./Anfang 16. Jh.) wechselte das Patrozinium von St. Leonhard auf die Schmerzhafte Muttergottes als Hauptpatronin. Darüber hinaus werden 1601 in einem Visitationsbericht des Eichstätter Generalvikars Priefer der Hl. Leonhard, der Hl. Jakobus und der Hl. Sebastian als weitere Kapellenpatrone genannt.
Der Hl. Jakobus, der Hl. Leonhard und die Patrone der nächsten Kirchen Weinberg (St. Aegidius) und Elbersroth (St. Jakobus) deuten auf Einflüße von Jakobuspilgern hin.

Besonders in der Zeit vor und nach dem 30jährigen Krieg erlebte die Wallfahrt zur Kapelle ihren Höhepunkt. Die Wallfahrtstage der umliegenden katholischen Pfarreien waren der St. Markustag bzw. der Ostermontag, der Pfingstmontag, der Sonntag der Kirchweihe nach St. Johannis und der St. Gallustag.

Wie in den erhaltenen Kapellenrechnungen berichtet wird, sammelten sich an diesen Tagen die Pilger und Gläubigen auf der Wiese um die Kapelle, um die Predigt zu hören, da die Kapelle die Masse der Menschen nicht alle aufnehmen konnte.
Der Rückgang der Wallfahrt Ende des 18.Jh. im Zuge der Aufklärung führte dann schließlich zu ihrem Abriss auf Anordnung der königlich bayerischen Regierung im Jahr 1808. Leider sind dabei auch die beiden Glocken von 1390 u. 1400 abhanden gekommen.

1855 anlässlich des Baues der heutigen Windshöfer Kapelle wurden am Standort der alten "Kappel" zwei Linden gepflanzt, wovon eine dem Sturm Wibke, die andere dem Käfer zum Opfer fiel.

Im Wurzelbereich der Linden stieß man auf Spuren der 1808 abgebrochenen Kapelle. Im Zuge von anschließenden Grabarbeiten konnten die Fundamente des Chorturmes, ein Teil des nördlichen und östlichen Turmmauerwerks, das Fundament des Chorbogens zwischen Kirchenschiff und Chor und ein Teil des Fußbodens (Estrich) freigelegt werden.
Die vorgefundenen Bauspuren deuten auf zwei verschiedene Bauphasen hin. Gefunden wurden Glasfragmente und Tonscherben aus spätmittelalterlicher Zeit (13./14.Jh.) sowie Eisenteile, Beschläge, Putzstücke mit Farbresten von der Ausmalung der Kapelle und Ziegel aus dem 16. und 17. Jh.

Die freigelegten Sandsteinquader wurden vermessen, fotografiert und in einer Zeichnung festgehalten. Zum Schutz gegen die Witterung wurden die Fundamente wieder mit Erde überdeckt. An die Kapelle erinnern jetzt ein Bildstock und zwei neue Linden.

Gemeinde Aurach
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